Nun mag deren zum Besten gegebener Trip-Hop mit Pop-Einschlägen nicht jedermanns Sache sein (wobei ich wenige Menschen kenne, die bei „Rome wasn’t built in a day“ nicht mindestens mit den Füßen wippen, aber das ist ja auch glasklarer Pop, kein Trip-Hop). Ich für meinen Teil schätze ihre Musik sehr und verbinde jede Menge Erinnerungen mit ihr.
Daher war es eigentlich höchstens eine rhetorische Frage, ob ich mir ein Konzert der Engländer ansehen würde, als ich ein paar Tage vorher darauf aufmerksam gemacht wurde, dass sie in München spielen würden. In der Theaterfabrik, einem recht kleinen Club in unmittelbarer Nähre des Ostbahnhofes, in den laut eigener Internetseite maximal 500 Menschen passen. Ein durchaus wichtiges Argument für einen Besuch, versprechen diese eher kleinen Konzerte doch erheblich mehr „Erlebnis“ als eine Massenveranstaltung im nächstgelegenen Stadion. Was aber viel wichtiger war: Skye Edwards (für mich einzig wahren Stimme der Band) ist nach ein paar Jahren Abwesenheit zurück in der Band.
Nun habe ich nicht vor, eine ausführliche Konzertkritik zu schreiben, zumal der Kreis der Morcheeba-Verehrer in meinem Bekanntenkreis dann doch eher klein ist, aber ein paar Worte müssen natürlich trotzdem sein. Eigentlich würden drei genügen: Es war toll.
Wobei das sicher davon abhängt, wie man „toll“ für Livekonzerte definiert. Die Stimmung war insgesamt eher entspannt als aufgeheizt, was unter zwei Aspekten aber wenig überraschend ist: Erstens gibt der Musikstil von Morcheeba nunmal kein durchgehendes Gehopse her und zweitens ist das Publikum der Band inzwischen auch, nun ja, etwas gesetzter. Mit meinen zarten 39 war ich da bei Weitem nicht der Älteste, grob geschätzt würde ich das Durchschnittsalter doch ein Stückchen über dreißig ansetzen – da gehen die Meisten eher nicht mehr auf Konzerte um hinterher völlig kaputt wieder nach Hause zu torkeln.
Sieht man davon ab, dass ich die Konzertdauer mit ziemlich exakt eineinhalb Stunden (ohne Vorband) ein bisschen mau fand und die Zeit zwischen Vorgruppe und Hauptact dann doch arge Längen hatte, bekam ich eigentlich alles geboten, auf das ich mich gefreut habe: ein paar wenige (ehrlich gesagt: erfreulich wenige) Stücke aus dem aktuellen Album, viele Klassiker, natürlich auch die paar wenigen „Hits“. Gut aufgelegte Musiker, eine verehrenswerte Skye und -und das kam gänzlich unerwartet- eine famose Coverversion von David Bowie’s „Let’s dance“, bei der mir mal wieder deutlich wurde, wie weit voraus der Mann seiner Zeit war. Leicht musikalisch aufgemotzt passt der Song perfekt in die heutige Zeit.Und ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass Morcheeba ihre Songs richtig gut in einer vollständigen Band-Besetzung spielen können. Hätte ich nicht erwartet, nein, ich war fast etwas skeptisch, obwohl ich schon einige ältere Live-Videos kannte. „Großes Kino“ als Fazit zu auszugeben wäre vermutlich ein Bisschen übertrieben, ich habe beeindruckendere Darbietungen gesehen – aber eigentlich war der Abend ziemlich perfekt. Genau so soll es sein…