München

Wetterfrust

Samstag, 25. Mai. Draußen: keine 10 Grad. Ich sehe mich genötigt, die Heizung wieder in Betrieb zu nehmen, gegen die unangenehme Kühle innerhalb der eigenen vier Wände half auch kein kuscheliger Kapuzenpulli. Ich fluche leise aber fortwährend und schaue das Fußballspiel, das die halbe Stadt später in einen orgasmischen Freudentaumel stürzen wird, unter der Bettdecke.

Sonntag, 26. Mai. Wärmer. Ein Bisschen. Dafür gießt es. Permanent. Dauerhaft. Ständig. Nein, das ist nicht einfach nur Regen, das ist schlicht und ergreifend eklig. Und ungemütlich. Und gemein. Ich koche mir Tee in der Geschmacksrichtung „Weihnachtstee“ (erscheint mir angemessen), ehe ich die dicken Socken überstreife und versuche das Beste aus dem Schlamassel da draußen zu machen. Etwas ins Blog schreiben zum Beispiel. Und sei es nur, um den diesen Artikel illustrierenden Cartoon unterzubringen, über den ich mich neulich köstlich amüsiert habe. Oder mal endlich die ganze Musik probehören, die sich in den letzten Wochen bei mir gesammelt hat (an dieser Stelle: das neue Daft Punk Album ist ein ton-gewordener Riesenspaß!). Oder sämtliche Artikel über das Champions League Finale lesen. Huldigungen für den Deutschen Fußball überall. Ich bin irritiert. Erst findet ganz Europa uns doof, weil Angie und Wolfi keine Trilliarden mehr rausrücken wollen und plötzlich sind wir also super, toll, fantastisch. Vorbild. Wurde ja auch Zeit, jetzt wo wir nicht mehr Papst sind. Sogar die Engländer mögen uns neuerdings. Mein Weltbild wankt. Gehörig. Wenn es doch so einfach ist, warum lernen unsere Politiker dann nicht einfach Fußball spielen? Darüber sollte man wohl mal nachdenken.

Ich glaube das tue ich, während ich neuen Tee („Kaminfeuer“ vielleicht) aufsetzen gehe…

Frühlingsexplosion

Vergangenen Sonntag besuchte ich eine Bekannte in Neuperlach. Da das Wetter angenehm frühlingshaft war, entschlossen wir uns, uns nicht einfach nur die Hintern auf dem Balkon plattzusitzen, sondern ließen uns zu einem Spaziergang durch ein ehemaliges Kiesabbau-Gebiet direkt um die Ecke hinreißen. Dabei sind ein paar richtig schöne Frühlingsbilder entstanden. Ganz offensichtlich sind sämtliche Bäume nun endgültig aus dem Winterschlaf erwacht und das Wachstum ist binnen der letzten Tage förmlich explodiert. Alles grünt und blüht, dass es einem warm ums Herz wird. So lange man nicht unter Heuschnupfen leidet. Aber seht selbst…

Sauna deluxe

Nachdem der Anfang meines Urlaubs vor zwei Wochen ja reichlich kalt und -wie könnte es anders sein- verregnet war, bot es sich an, endlich mal den angeblich besten Saunatempel im Großraum München zu besuchen – die Therme in Erding. Ich bin ja immer noch nicht überzeugt, dass man diese Ecke noch als „Großraum München“ bezeichnen darf, die Fahrt dorthin dauert immerhin rund eine Stunde und führte mich (tolle Entscheidung, Navi!) einmal mitten durch die Innenstadt. Aber so konnte ich mich wenigstens mal wieder darin bestätigt sehen, dass man sein Auto lieber stehen lässt und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt, wenn man innerhalb Münchens unterwegs ist.

Man kann die Therme schon von weitem erkennen – ein mitten in Felder geklotztes Ensemble aus Glas und Stahl. Das wirk ein Wenig, als hätten Außerirdische es hier zurückgelassen, inmitten von Wiesen und einigen Bauernhöfen wirken die Gebäude wie Fremdkörper.

Ebenfalls beinahe außerirdisch erscheinen die Eintrittspreise – 39 Euro für eine Tageskarte – nur für den Saunabereich, wohlgemerkt. Man mag sicher darüber streiten, ob so etwas gerechtfertigt ist, andererseits möchte ich auch lieber gar nicht wissen, was der Unterhalt einer solchen Anlage kostet, allein die Heizkosten verschlingen vermutlich Unsummen. Und sofern man den Eintrittspreis auf die Aufenthaltsdauer herunterrechnet, ist ein Kinobesuch definitiv nicht billiger.

Der erste ernstzunehmende Frühlingstag

Mitte April hatte ich knapp über eine Woche Urlaub, den ich je zur Hälfte an meinen beiden Wohnorten verbracht habe. Wettertechnisch waren die ersten Tage eher mau, aber ab Mitte der Woche wurde es dann tatsächlich frühlingshaft. Gut, ich vermutete zunächst optische Täuschungen, denn wer rechnet denn bitte Mitte April damit, endlich mal die Sonne zu sehen, aber es war wirklich so. Frühlingshaftes München. Es ist erstaunlich, wie gut das dem Klima in der Stadt tut. Die Biergärten öffnen (und sind natürlich sofort proppenvoll), Eisdielen vermelden Rekordumsätze (ich tippe ja, dass es grundsätzlich die ersten messbaren Umsätze des Jahres waren), die Menschen entledigen sich der Daunenmäntel und mindestens zweier weiterer Kleiderschichten, die in den Monaten davor zur Grundausstattung gehörten, kramen hektisch die Sonnenbrillen hervor und man hat allgemein recht gute Laune.

Nymphenburger Tierwelt

Den ersten ausführlichen Frühlingsspaziergang habe ich dazu genutzt, um endlich mal wieder die Kamera auszupacken um mehr als nur den ein oder anderen Schnappschuss zu produzieren. Reichlich Gelegenheit dazu gab es vor dem Schoss in Nymphenburg.

Selbiges ist ja an sich schon ein recht ablichtenswertes Exemplar, aber die Population der Teiche und des Kanals gibt fast noch mehr her. Wäre ich etwas dreister (oder mutiger), hätte ich die meiste Zeit vermutlich damit verbracht, Bilder der flanierenden Touristen und Einheimischen zu machen, etliche wären definitiv das eine oder andere Bild wert gewesen. Erstaunlich, was passiert, wenn es das erste mal so etwas wie eine wahrnehmbare Temperatur gibt. 

Abendstimmung

Man mag es ja kaum glauben, aber ganz vereinzelt konnte man in diesem Jahr in München schon die Sonne sehen. Kurz zumeist, aber immerhin. Bei einem dieser wenigen Momente ist nebenstehendes Bild entstanden.

 
 
 
 
 
 

Pimp my Penisverlängerung

Bekannter Weise definieren sich etliche meiner Geschlechtsgenossen ja über ihren fahrbaren Untersatz. „Mann“ ist nur dann etwas wert, wenn er mindestens einen Wagen fährt, der ein beliebiges Stauende in möglichst kurzer Zeit mit maximaler Beschleunigung erreichen kann. Der von der roten Ampel weg binnen Sekundenbruchteilen und unter Erzeugung brachialen Lärms jegliches innerstädtische Geschwindigkeitslimit überspringen kann. Und natürlich mit extrastarken Bremsen ausgestattet, damit man das Geschoss auch vor der nächsten roten Ampel wieder abrupt zum Stehen bringen kann, idealer Weise mit laut quietschenden Reifen. Außerdem, so munkelt man bei verschwörerischen Zusammenkünften unter Männern, würden „die Schnecken“ ungeheuer auf PS-strotzende Boliden abfahren. Hast du erst nen Ferrari, hast du auch jederzeit ne Frau im Bett. Mindestens.

„Speisen“, nicht „Essen“

Unlängst verabredete ich mich mit einer Freundin. Wir könnten ja „mal wieder Essen gehen“. Und derweil wir beide gern etwas ausprobieren wollten, das wir beide nicht kennen, zog es uns in „Master’s Home„. Hätte man ihr empfohlen. Die hätten total süß aufgemachte Räumlichkeiten, man könne beispielsweise in einem Badezimmer sitzen. Nach einem kurzen Blick auf die Bilder im Internet war klar: machen wir. Und so kam ich zum vermutlich exklusivsten Essen, das ich bisher genossen habe. Denn uns war beiden entgangen, dass dieses Restaurant eben kein „normaler Italiener“ war…

Der Flughafen

Nicht, dass mir der Münchner Flughafen unbekannt wäre. Aber Anfang dieser Woche musste ich zum ersten mal von dort abfliegen, seit ich offiziell in München wohne. Das rechtfertigt ein Foto und ein paar Zeilen im Blog. Gegen den Flughafen hier ist mein bis dato gewohnter in Stuttgart natürlich pure Provinz. Der Unterschied: den in Stuttgart erreicht man in einer akzeptablen Zeit, was man von dem in München nun nicht unbedingt behaupten kann.

Ich brauchte auf dem Rückweg länger vom Flughafen heim zu mir, als vorher von Bremen nach München mit dem Flugzeug. Eine Stunde reine Fahrzeit. Da frage ich mich ja, warum sich der Flughafen eigentlich „München“ nennen darf, denn das Erdinger Moos, in dem man ihn vor Jahren aus dem Boden stampfte, liegt mehr als nur außerhalb.

Das sicherste Konzert meines Lebens

Könnte ich es mir aussuchen, würde ich meine Hochzeit gern von der Musik eines Symphonieorchesters begleiten lassen. Gut, momentan ist kein Heiratstermin auszumachen und wo man die vielen Musiker dann unterbringen würde sei jetzt auch einfach mal dahingestellt – man wird ja mal träumen dürfen. Bis es soweit ist und die potentiellen logistischen Probleme gelöst sind, behelfe ich mir einfach mit dem Besuch von Konzerten, der (finanzielle) Aufwand fällt erheblich kleiner aus.
Im Rahmen meiner „Kulturwochen“ (Theater, Ballett, Museum…) verschlug es mich in die Münchner Residenz, in der das Abaco-Orchester aufspielte. Das ist das Symphonieorchester der Universität. Sollte sich jemand für dieses interessieren, gibt es hier ein paar Details.

Bevor ich mich allerdings dem Musikgenuss hingeben konnte (welcher, um vorzugreifen, mit Werken von Bruckner und Mahler übrigens ein Bisschen sperrig ausfiel), galt es allerdings einige Hindernisse zu überwinden. Vornehmlich die Tatsache, dass das ganze Gebiet rund um die Residenz hermetisch abgeriegelt war. Denn wie es der böse Zufall so wollte, fand in der Residenz gleichzeitig eine Veranstaltung (vermutlich ein orgiengleiches Abendessen) im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz statt. Und da die bayrische Landesregierung offenbar beschlossen hatte, dass man dies zum Anlass nehmen könnte, den Beweis anzutreten, wie ernst man im Freistaat die Sicherheit von Politikern und allerlei Vertretern der Waffenindustrie nimmt, wurden sämtliche verfügbaren Kräfte gebündelt, um Straßen und Wege zu sperren. Vermutlich hätte man in dieser Zeit an jedem beliebigen Ort in München ungestraft diverse Schurkenstücke begehen können, denn empfunden befand sich die gesamte Ordnungsmacht in unmittelbarer Nähe des Staatstheaters.