Rund fünf Monate sind vergangen, seit ich mir einmal wöchentlich eine Dosis Enbrel in den Oberschenkel injiziere. Zeit für eine kurze Zwischenbilanz, zumal der Anlass für diese ein höchst erfreulicher ist.
Gemäß der letzten Blutuntersuchung von Anfang April, lassen sich inzwischen so gut wie keine Entzündungen mehr nachweisen. Betrug der CRP-Wert anfangs noch rund das Sechsfache des „Normalwertes“ (0,5 wird als zulässiger Grenzwert angesehen), sank er inzwischen beinahe bis zur Nachweisgrenze ab. Damit hat Enbrel in sehr kurzer Zeit das geschafft, was das Ibuprofen in all den Jahren nicht hinbekommen hat – die Entzündungen an meinen Knochen in den Griff zu bekommen.
Nun sind Blutwerte letztlich natürlich nur Zahlen auf einem Stück Papier, viel wichtiger ist, dass ich seit kurz nach Beginn der Behandlung schmerzfrei bin und mit dem Rückgang der Entzündungen auch meine Beweglichkeit nach und nach wieder zurückgekommen ist. Diejenigen, die mich häufiger zu Gesicht bekommen wissen, dass ich in den letzten Jahren bechterew-typisch „krumm“ dahergekommen bin und massive Probleme hatte, meinen Kopf zu bewegen. Dieses Thema hat sich inzwischen weitgehend erledigt. Zwar bin ich nach wie vor weit davon entfernt, einen anständigen Schulterblick hinzubekommen, aber meine Physiotherapeutin ist regelmäßig hell auf begeistert, welche Fortschritte ich mache und welchen Bewegungsradius ich inzwischen wieder erreicht habe. Das sind Dinge, über die man sich als gesunder Mensch vermutlich herzlich wenig Gedanken macht, aber der Tag, an dem ich zum ersten mal seit x Jahren bei einer Rumpfbeuge (mit etwas Mühe) wieder den Boden berührt habe, war ein ungemein glücklicher. Oder als ich festgestellt habe, dass ich -wenn auch noch nicht über längere Strecken- wieder einigermaßen Brustschwimmen kann (was aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit meiner Halswirbel eine ganze Weile lang schlicht unmöglich war). Ich kann plötzlich und mehr oder weniger über Nacht wieder Dinge tun, die mir zuvor jahrelang verwehrt gewesen sind. Und zwar ohne dazu vorher ordentlich Schmerzmittel nehmen zu müssen.
Damit wäre dann wohl tatsächlich das eingetreten, was meine Rheumatologin mir prophezeit hat: Dass ich eine völlig neue Lebensqualität bekommen würde. Konnte ich mir das anfangs noch nicht so recht vorstellen, weiß ich inzwischen sehr gut, wovon sie geredet hat. Und wenn man berücksichtigt, dass meine Rücken- und Bauchmuskulatur ja noch ziemlich untrainiert ist, werden hier voraussichtlich noch weitere Fortschritte zu verzeichnen sein. Durch das Abheilen der entzündeten Stellen besteht nun immerhin die realistische Chance, die ganzen in den letzten Jahren gezwungener Maßen kaum genutzten Muskeln wieder aufzubauen.
Sieht man von den einmaligen sichtbaren Nebenwirkungen des Medikamentes ab, scheine ich es bis dato ziemlich gut zu vertragen. Ich fürchte jedoch, dass einige der zu erwartenden negativen Begleiterscheinungen auch mir nicht erspart bleiben. So habe ich in den letzten Monaten beispielsweise drei Erkältungen über mich ergehen lassen müssen. Nun mag das im Winter nichts ungewöhnliches sein, verdächtig ist das dennoch. Denn bis dato erwischte mich etwa eine im Jahr. Das kann nun natürlich schlicht Zufall sein, aber ich bin dennoch misstrauisch. So lange sich die Auswirkungen allerdings auf diesem Niveau bewegen, kann ich damit sehr gut leben.
Bedingt durch die positive Entwicklung kann ich den Spritz-Rhythmus nun auf eineinhalb bis zwei Wochen strecken. Je weniger Enbrel ich mir verabreichen muss, desto lieber. Andererseits ist aber auch klar, dass ich mir weiterhin die Dosis spritzen werde, die ich zum Erhalt des Ist-Zustandes brauche. Da mag es noch so risikobehaftet sein. Im Juli folgt dann die nächste turnusmäßige Blutuntersuchung – ich hoffe, dass das Ergebnis genauso erfreulich ausfällt, wie das der letzten.
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