Zugegeben, es wurde langsam mal Zeit. Aber bis dato war eine „Weihnachtsgans“ bei uns eigentlich nie ein Thema. Früher, bei den Weihnachtsfeiern im Schoß der Großfamilie war aufwendiges Essen geradezu verpönt, zu viele Münder mussten gestopft werden. Und wer will bitteschön drei Tage vor Heilig Abend mit den Vorbereitungen für Essen beginnen? Da taten es auch Pizza, Kartoffelsalat und Saitenwürstchen. Oder Gulaschsuppe im Hektoliterbereich.
Die Feiern im wirklich großen Kreis gehören inzwischen der Vergangenheit an, in den letzten Jahren reduzierte sich die Feierlichkeit meist auf die Familie ohne Verwandtschaft. Die Anzahl der Esser war überschaubarer, dennoch war auch hier „Kochen“ eigentlich nie wirklich angestrebt, Raclette ist doch viel einfacher und schneller – und somit wurde das weihnachtliche Käseverbrennen eine liebgewonnene Tradition.Bis Jörg (mein Schwager in Spe) beschlossen hat, dass es allerhöchste Zeit für ein ordentliches Festmahl sei. Und nachdem in seiner Familie die Weihnachtsgans offenbar eine gewisse Tradition hat, hat er uns dieses Jahr an jener teilhaben lassen. Und er hat sich richtig ins Zeug gelegt, die Knödel handgemacht, der Rotkohl selbst geschnibbelt. Dass er die Gans nicht noch persönlich ihres Lebens beraubt hat, grenzt da schon an pure Bequemlichkeit. Das Ergebnis war in jedem Fall mehr als erwähnenswert – es war einfach richtig lecker. Vielleicht sollten wir das in Zukunft öfter mal machen, auch wenn es der Gänsepopulation sicherlich nicht zuträglich ist.
In diesem Sinne: Danke, Jörg!