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Bedingt Fantastisch

Am Samstag Abend stand ein Pflichttermin auf dem Programm. Die Herren der Fantastischen Vier gastierten in Stuttgart. Im Lauf der Jahre ist es  mir eine Art Gewohnheit geworden, deren Konzerte zu besuchen. Immer in Stuttgart, soviel Heimat-Patriotismus darf es dann schon sein. Drei Viertel der Band mögen nicht mehr dort leben, bezeichnen Stuttgart aber nach wie vor als ihre Heimat. Und nachdem ich selbst das ja auch so halte, finde ich es nur Konsequent, zu solchen Veranstaltungen immer „nach Hause“ zu kommen. Außerdem sind die Musiker immer ein Bisschen besser drauf, die Stimmung immer ein Wenig ausgelassener, wenn es um die Heimspiele geht. Rede ich mir ein.
Um das Fazit des Abends mal vorweg zu nehmen: Es war ok.

Klingt nur mäßig begeistert.

Ist es auch.

Großes Kino

Dass ich dem Tollwood Festival nicht allzuviel abgewinnen kann, habe ich ja vor einiger Zeit bereits erwähnt. Vielleicht verstehe ich ja auch einfach das Konzept der Veranstaltung nicht, aber wie man unverhohlenen und ausgeprägten Kommerz mit dem über Allem schwebenden Drang zur Weltverbesserung konfliktfrei kombinieren kann, erschließt sich mir auch nach mehrmaligem drüber sinnieren nicht. Und dennoch schlendere ich jedes Jahr wieder über das Festivalgelände, und sei es auch nur, um meine ausgeprägten Vorurteile zu bestätigen. Hat auch in diesem Jahr einwandfrei geklappt – ich habe schon lange keine so große Ansammlung Restalternativer (yeah, Öko-Style, Henna, Batiklook, Räucherstäbchen!) gesehen, die ohne mit der Wimper zu zucken massiv übertreuerte Caipis konsumieren. Aber vermutlich waren die Limetten und der Zucker in selbigen total öko, was die quasi unverschämten Preise bestimmt rechtfertigt. Mindestens.

Aber eigentlich wollte ich gar nicht lästern. Denn das Tollwood hat (zumindest in der Sommerausgabe) auch eine sehr positive Seite: das begleitende Konzertprogramm. In diesem Jahr unter Anderem mit Max Herre, Natalie Cole, Morcheeba, Milow, Bonobo, Gentleman, Zaz, Jamie Cullum – da passten schon einige in mein musikalisches Beuteschema. Besucht habe ich schlussendlich dennoch nur eines der (übrigens preislich relativ attraktiven) Konzerte, das von Parov Stelar. Ein Österreicher, dem man die Entwicklung eines quasi eigenständigen Musikstils zuschreibt – dem Elektro-Swing.

Auf diesen bin ich Anfang vergangenen Jahres durch einen Beitrag im (leider zu eher gruseligen Sendezeiten ausgestrahlten) Kulturmagazin Tracks auf Arte aufmerksam geworden und habe mich ein Bisschen in diesen Verliebt. Die Mischung aus Elektronischen Beats, Swing- und Jazzelementen hat was. Dementsprechend habe ich nicht lange gefackelt, als sein Name auf der Programmliste auftauchte und mir ein Ticket zugelegt. Eine höchst lohnenswerte Investition, wie sich schnell herausstellen sollte.

Musikgenuss

Die Musik von Tori Amos begleitet mich seit mehr als zwanzig Jahren. 1992 habe ich mir ihre erste CD „Little Earthquakes“ gekauft, die ich noch heute relativ regelmäßig höre (und nach wie vor für eine ihrer besten halte). Zwischenzeitlich hatte ich ihr Schaffen ein Wenig aus dem Blick verloren, da einige ihrer späteren Werke zweifellos anspruchsvoll, ambitioniert und musikalisch beeindruckend waren, aber partiell eben auch ein bisschen arg durchgeknallt. Zweifellos gut für’s Feuilleton, aber nicht unbedingt dazu verleitend, ihre Musik „nebenher“ zu konsumieren.

Als ich mir Anfang des Jahres einen Überblick darüber verschafft habe, welche Konzert-Highlights meine Wahlheimat denn in den kommenden Monaten zu bieten habe, sprang mir der 10.06. ins Auge. Tori Amos. In der Philharmonie am Gasteig. Zu, leider, relativ happigen Preisen. Dennoch war der Erwerb eines Tickets für mich eigentlich das, was man heutzutage gerne als „no-brainer“ bezeichnet. Ja, es war vermutlich das teuerste Konzertticket, das ich mir 2014 gönnen werde, aber der Reiz, diese Frau mal live zu erleben, war schlicht zu groß. Zumal mir ihr aktuelles Album „Unrepentant Geraldines“ sehr gut gefällt. Das wusste ich zum damaligen Zeitpunkt allerdings noch nicht, es war noch nicht veröffentlicht. Und es sollte im Kontext des Konzertabends auch keine nennenswerte Rolle spielen.

Endlich mal wieder ein Konzert

Montag vergangener Woche war einer jener Abende, nach denen man sich fragt: „Warum mache ich das eigentlich so selten?“. Ich war -nach empfundenen Ewigkeiten- endlich mal wieder auf einem Konzert. Bei Morcheeba.

Nun mag deren zum Besten gegebener Trip-Hop mit Pop-Einschlägen nicht jedermanns Sache sein (wobei ich wenige Menschen kenne, die bei „Rome wasn’t built in a day“ nicht mindestens mit den Füßen wippen, aber das ist ja auch glasklarer Pop, kein Trip-Hop). Ich für meinen Teil schätze ihre Musik sehr und verbinde jede Menge Erinnerungen mit ihr.

Daher war es eigentlich höchstens eine rhetorische Frage, ob ich mir ein Konzert der Engländer ansehen würde, als ich ein paar Tage vorher darauf aufmerksam gemacht wurde, dass sie in München spielen würden. In der Theaterfabrik, einem recht kleinen Club in unmittelbarer Nähre des Ostbahnhofes, in den laut eigener Internetseite maximal 500 Menschen passen. Ein durchaus wichtiges Argument für einen Besuch, versprechen diese eher kleinen Konzerte doch erheblich mehr „Erlebnis“ als eine Massenveranstaltung im nächstgelegenen Stadion. Was aber viel wichtiger war: Skye Edwards (für mich einzig wahren Stimme der Band) ist nach ein paar Jahren Abwesenheit zurück in der Band.

Das sicherste Konzert meines Lebens

Könnte ich es mir aussuchen, würde ich meine Hochzeit gern von der Musik eines Symphonieorchesters begleiten lassen. Gut, momentan ist kein Heiratstermin auszumachen und wo man die vielen Musiker dann unterbringen würde sei jetzt auch einfach mal dahingestellt – man wird ja mal träumen dürfen. Bis es soweit ist und die potentiellen logistischen Probleme gelöst sind, behelfe ich mir einfach mit dem Besuch von Konzerten, der (finanzielle) Aufwand fällt erheblich kleiner aus.
Im Rahmen meiner „Kulturwochen“ (Theater, Ballett, Museum…) verschlug es mich in die Münchner Residenz, in der das Abaco-Orchester aufspielte. Das ist das Symphonieorchester der Universität. Sollte sich jemand für dieses interessieren, gibt es hier ein paar Details.

Bevor ich mich allerdings dem Musikgenuss hingeben konnte (welcher, um vorzugreifen, mit Werken von Bruckner und Mahler übrigens ein Bisschen sperrig ausfiel), galt es allerdings einige Hindernisse zu überwinden. Vornehmlich die Tatsache, dass das ganze Gebiet rund um die Residenz hermetisch abgeriegelt war. Denn wie es der böse Zufall so wollte, fand in der Residenz gleichzeitig eine Veranstaltung (vermutlich ein orgiengleiches Abendessen) im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz statt. Und da die bayrische Landesregierung offenbar beschlossen hatte, dass man dies zum Anlass nehmen könnte, den Beweis anzutreten, wie ernst man im Freistaat die Sicherheit von Politikern und allerlei Vertretern der Waffenindustrie nimmt, wurden sämtliche verfügbaren Kräfte gebündelt, um Straßen und Wege zu sperren. Vermutlich hätte man in dieser Zeit an jedem beliebigen Ort in München ungestraft diverse Schurkenstücke begehen können, denn empfunden befand sich die gesamte Ordnungsmacht in unmittelbarer Nähe des Staatstheaters.