Nachdem ich den Besuch auf der Zugspitze hinter mir hatte, ging’s recht nahtlos zum nächsten Urlaubsprogrammpunkt. Eine Radtour zum Starnberger See sollte es sein. Das sind etwa 25 Kilometer (eine Richtung) und bei der lokalen Topographie eher ein Klacks. Die größte Herausforderung war die Frage, wie ich den Weg wohl finde, denn eine Radkarte habe ich mir bis heute keine angeschafft. Und werde das vermutlich auch nicht tun, denn ich habe „Komoot“ entdeckt – einen Routenplaner für das Fahrrad. Der kommt (anders als beispielsweise der Routenplaner von Google) ganz wunderbar damit klar, dass der geneigte Radfahrer vielleicht nicht unbedingt dauernd auf Straßen fahren will. Und das Programm kann angeblich Sprachnavigation. Grund genug, das einfach mal auszuprobieren.
Auf der Hinfahrt wäre so etwas gar nicht nötig gewesen, der Weg nach Starnberg ist richtig gut ausgeschildert (der Rückweg dagegen lustiger Weise nicht), aber das wusste ich ja noch nicht. Und so ließ ich mich also vom Handy durch die Gegend kommandieren. Es genügt völlig, sich auf die Ansagen zu verlassen, die kommen rechtzeitig und stimmen. Und (sofern man auf eine Kartenansicht auf dem Display verzichtet) den Akku nimmt das Ganze erstaunlich wenig in Anspruch. Eineinhalb Stunden haben etwa 20% des Akkus konsumiert. Wenn also jemand der geneigten Leserschaft ein Navi für das Fahrrad sucht und sowieso ein Smaprtphone (Android/Apple) hat, dem empfehle ich Komoot jetzt mal wärmstens. Aber zurück zum Ausflug…
Von mir aus sind es etwa sieben Kilometer, bis ich aus dem Stadtgebiet raus und im Forstenrieder Park bin – einem sehr ausgedehnten Waldstück. Hier traf ich zum zweiten mal (nach dem Perlacher Forst) auf einen schnurgeraden Weg – mehr als sieben Kilometer geht es einfach nur geradeaus, natürlich ohne eine einzige Erhebung. So etwas kommt der Durchschnittsgeschwindigkeit sehr entgegen :-) Kurz nach dem Wald wird es dann ein Bisschen hügelig, wobei „hügelig“ sehr relativ ist. Gemessen an München sind diese Erhebungen wohl „Hügel“ – als ehemaliger Stuttgarter kann man darüber höchstens milde lächeln, mit dem Aufstieg aus dem Talkessel kann man das definitiv nicht vergleichen. Die Strecke taugt also auch für Menschen, die nicht dauernd im Sattel sitzen.
Nach rund einer Stunde war dann der See erreicht. Leider war das Wetter nicht wirklich prickelnd (zum Radfahren perfekt, zum Baden weniger) und so habe ich auf einen Sprung ins Wasser verzichtet (Badesachen hatte ich prophylaktisch mal eingepackt), sondern bin nach einer kurzen Pause ein Stück am See entlang gefahren. Was aber nur teilweise funktioniert (der Weg führt immer mal wieder größere Stücke vom Ufer weg), denn etliche Uferstücke werden von Villen belegt. „Privatgrundstück“. Ich habe mir sagen lassen, dass diverse vermögende Münchner dort ein Wochenendhäuschen stehen haben. Dem scheint auch so zu sein. Etliche der Häuser kann man wenigstens als „feudal“ bezeichnen und sehr viele bekommt man erst gar nicht zu sehen, da sie hinter meterhohen Hecken und sonstigem Sichtschutz verborgen sind. Ich will auch reich sein! Und dann bin ich doch tatsächlich (völlig unabsichtlich) auf die Gedenkstätte für König Ludwig gestoßen. Gut, ich hätte mich ja vorher mal informieren können, was es am Starnberger See so alles zu sehen gibt und eigentlich wusste ich ja auch, dass der werte Herr seinem Leben bei Starnberg ein Ende gesetzt hat. Diese harmlose Äußerung hetzt mir jetzt vermutlich viele Bayern auf den Hals, die davon überzeugt sind, dass Ludwig seinem Leben keineswegs selbst ein Ende gesetzt hat, sondern dass das alles ein großes Komplott war. Davon sind hier nämlich recht viele Menschen überzeugt. Wie dem auch sei, man hat ihm eine Gendenkkapelle in den Wald gebaut, samt Kreuz im Wasser. Durchaus nett anzuschauen. Wobei ich über das Kreuz im Wasser dann doch etwas schmunzeln musste. Ist das die Stelle, an der sie ihn herausgefischt haben? Ebenso grinsen musste ich über die Tatsache, dass es bei Strafandrohung verboten ist, an der Stelle zu baden. Ja, man nimmt sie heute noch ernst, die Sache mit den Kaisern und Königen. Und dem Ludwig sowieso und insbesondere.Nach einer kurzen Regenzwangspause ging es dann zurück Richtung Starnberg. Einen Ort, den man in meinen Augen nicht unbedingt gesehen haben muss. Es sei denn, man ist Tourismus-Fan. Denn letztlich muss man die Stadt wohl etwas abfällig als „Touristenkaff“ bezeichnen. Hotelbunker (es geht schlimmer, aber hübsch sind sie auch nicht gerade), „Seepromenade“ mit den üblichen Imbisspostkartenandenkenkruscht-Buden. Bootsverleih, Schiffsanleger. Alles recht hübsch herausgeputzt. Aber eben beliebig austauschbar. Und etwas überlaufen. Dementsprechend habe ich mir auch nur einen Kaffee gegönnt und bin wieder zurückgeradelt. Nicht ohne den Plan zu fassen, irgendwann mal um den ganzen See herumzufahren. Müsste sich nämlich an einem Tag auch ganz gut machen lassen, allerdings werden es dann rund 50 Kilometer mehr Strecke. In Summe dann also rund hundert. Da sollte ich noch ein paar Meter trainieren, bevor ich das angehe…