München

Es lebe der Kitsch-Faktor

Bilder von ach so romantischen Sonnenauf- oder -untergängen mögen abgedroschen sein. Weiß ich. Und dennoch konnte ich nicht widerstehen, ein paar der letzten in und um München herum abzulichten. Sie waren aber auch einfach zu schön, um sie nicht für die Nachwelt oder wenigstens die eigenen Erinnerungen digital einzufangen.

Und wenn ich schon dabei bin, dann auch noch schnell zwei Bilder von einem Anfang November durchgeführten „Spätsommer“-Spaziergang in der alten Heimat. Manchmal stehe ich auf sowas. Also solche Bilder. Auf Spaziergänge bei perfektem Wetter sowieso. Das hätte ich mir vermutlich auch nicht träumen lassen, als ich etwa zwölf war und die die werten Eltern unsereins sonntags hin und wieder zu solchen mitnehmen wollten. Worauf dann vermutlich keiner Spaß an der entsprechenden Veranstaltung hatte. Weder der unablässig nörgelnde Sohnemann, noch die vermutlich zutiefst genervte Erzeugerfraktion. Vielleicht sollten wir es heutzutage einfach nochmal versuchen…

Das provoziert allergische Reaktionen. Beim Lesen.

Die San Francisco Coffee Company hat sich was Neues ausgedacht, was man dem unerschrockenen Kunden offerieren könnte. Fruchtsaftgetränke. Und preist diese in großen Lettern in ihren Filialen an. Das sieht dann so aus, wie auf dem Foto hier (die Markierung ist von mir).

Nun ist mir unklar, welchen Allergen- und Kennzeichnungspflichten man heutzutage zu genügen hat, aber dass ein Getränk, welches aus Apfel-, Orangen- und Karottensaft zusammengemixt wird, just jene Zutaten enthält, mag ich doch schlicht und ergreifend mal voraussetzen. Und zwar hoffentlich in größeren Anteilen als nur eventuell vielleicht vorhandenen „Spuren von“.

What’s next? Ihr Steak könnte Spuren von Rindfleisch enthalten? Ihr Whiskey einen Hauch von Alkohol? Herrjemine!

Die Apokalypse fiel heuer aus

Mit dem Oktoberfest ist ein Bisschen so wie mit Weihnachten. So wie die ersten Lebkuchen schon Monate vor dem eigentlichen Ereignis in den Supermärkten materialisieren, werfen die ersten Festzeltaufbauten empfunden ab Anfang Mai die Schatten des Unausweichlichen voraus.

Bis dato war mir das einigermaßen Jacke wie Hose. In Laim bekommt man vom Oktoberfest im Großen und Ganzen nur die mit Feiervolk maximal vollgestopfte U-Bahnen mit. Dementsprechend habe das muntere Treiben in den letzten Jahren weitgehend ignoriert. Aber da wohnte ich ja auch noch keine fünf Gehminuten von der Theresienwiese entfernt. „Ignorieren“ war in diesem Jahr folglich eher nicht drin.

Wie beim eingangs erwähnten Weihnachtsfest wird mit zunehmender terminlicher Nähe des Events an Tempo zugelegt. Die Fahrgeschäfte für die Todesmutigen sind in maximal einer Woche aufgebaut, ähnlich lange dauert das Verrammeln des Stadtteils, welchen man vor den Wiesn-Besuchern (vornehmlich den Parkplatz-Suchenden) zu schützen versucht. Beinahe jede Straße wird durch geschicktes Platzieren von Betonblöcken (manchmal auch in der hübsch anzusehenden Ausprägung „Blumenrabatte“ anzutreffen) in Sackgassen verrammelt, vor höher frequentierten Geschäften zieht Wachpersonal auf. Der Hauptfußwege des Partyvolkes von der Hackerbrücke zur Wiesn (der übrigens keine 100 Meter von meiner Wohnung entfernt „meine“ Straße kreuzt) wird weitgehend für den Verkehr gesperrt. Sämtlichen Haushalten wird ein größerer Flyer zugestellt, der in buntesten Farben und partiell wirren Grafiken das Verkehrskonzept für die kommenden Wochen erläutert. Das kann man sich allerdings bei Bedarf auch von den Heerscharen an Polizisten erklären lassen, von denen es seit beginn der Festivität nur so wimmelt. Elmenau? War vermutlich nur der Problelauf zur Wiesn 2015.

Rechtzeitig zum ersten Wiesn-Wochenende veröffentlich die SZ den Artikel „Die Apokalypse vor der Haustür„, der, obgleich durchaus amüsant zu lesen, nicht unbedingt dazu geeignet ist, mich den kommenden knapp drei Wochen entspannt entgegenzusehen zu lassen. Ebensowenig die Äußerung des geschätzten Vormieters, zu Wiesn-Zeiten bekäme man bei uns im Parkahaus so ziemlich alles sehen. Menschen, die auf Motorhauben schlafen, andere die sich über Kotflügel erbrechen. Alles, was das Herz so begehre, mit ein Bisschen Glück sei auch das eine oder andere kopulierende Paar dabei.

Wiesn ODER Wasen kann ja jeder

Während alle Welt damit zu prahlen scheint, wie oft die jeweilige Person in der aktuellen Saison schon auf der Wiesn oder auf dem Wasen war, muss ich hier mal den Zweitwohnungsproll raushängen und mir ein müdes „auf die Wiesen oder den Wasen gehen kann ja jeder“ abringen. Nicht, dass ich sonderlich großen Wert drauf legen würde, aber allein der schieren Möglichkeit halber habe ich gestern kurzerhand Wasen und Wiesn besucht, das vorabendliche Sommerfest des geschätzten Arbeitgebers in Stuttgart machte es möglich. Der Trend geht ja bekannter Weise zum Besuch eines Zweitvolksfestes, dem kann sich natürlich auch ein Lederhosenverweigerer wie ich nicht verschließen. Also Morgens kurz nach Öffnung kurz mit der Bahn einmal nach Cannstatt, dort einmal quer über den Wasen spaziert und hernach ab ins Auto gen München um Stunden später dort die Massen zu beobachten, die sich über den Festplatz schieben. Auf die Schnelle einziger erkennbarer Unterschied: In München fällt man in diesem Jahr noch mehr auf, wenn man nicht verkleidet ist, als das in Stuttgart der Fall ist. Spricht für den Wasen, auch wenn das nun wahrlich nicht viel ist…

Streetart

Es ist immer wieder erstaunlich, wie oft ich irgendwo in der Stadt Graffitis finde, die weit über die verschrienen Schmierereien hinausgehen. Aus Letzteren mache ich mir herzlich wenig, empfinde sie sogar meist als störend, aber bei denen, die im Entferntesten in die Kategorie Streetart fallen, sieht das anders aus. Gut, einen Bansky hat man in München leider noch nicht zu sehen bekommen (irgendwer sollte den Mann mal einladen!), aber es finden sich relativ häufig meist kleinere Werke an Wänden, Mauern oder Brückenpfeilern, die mindestens einen, wenn nicht gar mehrere Blicke wert sind. Gut, oben rechts abgebildeter Waldo gehört vermutlich nicht unbedingt in die Kunst-Ecke, aber ich fand die Idee so zauberhaft, den in Form eines Aufklebers an einen Stromkasten zu kleben, dass ich ihn einfach in die fotografische Sammlung mit aufnehmen musste. Ich wüsste zu gern, wieviele kleine und große Kinder sich an dem erfreuen. Und vielleicht sollte auch die Person, die das kaputte System diagnostiziert hat (was ja nun nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist, ich hätte mir das Ganze aber doch etwas kreativer gewünscht ;-), sich einfach an den kleinen Dingen freuen, die oft hinter der nächsten Ecke warten…

Just be ugly

Bei einem meiner Spaziergänge durch’s Viertel entdeckte ich zufällig diesen Werbe-Aufkleber. Musste sehr lachen und habe mir danach ein Weilchen überlegt, ob das nun absolut grandioses oder doch eher kontraproduktives Marketing ist. Muss man sich auch erstmal trauen, so einen Spruch auf Aufkleber zu drucken und in der halben Stadt zu verteilen.

Aber eine Frage blieb dann doch: Ich wüsste wirklich zu gerne, wie viele Menschen sich auf diese Aktion hin im genannten Boxwerk zum Training angemeldet haben. Sollte mal anrufen, vielleicht verraten sie es mir :-)

Pachelbel reloaded

Meinen Lobpreis auf die Münchner Straßenmusiker habe ich ja bereits abgeliefert. Allerdings noch nicht im laufenden Jahr und überhaupt kann man vermutlich nicht häufig genug betonen, dass sich die hiesige angenehm von der anderer Fußgängerzonen abhebt. Durch die Lizenzpflicht für Straßenmusiker und eine damit verbundene Qualitätskontrolle erreichen meist nur liebliche Klänge die Ohren der hiesigen Passanten. Zumindest in der Innenstadt. Gut, über das „lieblich“ lässt sich hin und wieder  streiten, aber musikalisch bekommt man definitiv keinen Mist zu hören. Und keine Panflöten-Indios.

Ich dafür gestern Abend zum ersten mal eine Combo namens „konnexion Balkon“. Zunächst wollte ich ja möglichst unauffällig die Flucht ergreifen, als man den Pachelbel-Kanon ankündigte. Andererseits hatten sie unmittelbar vorher in abenteuerlicher instrumentaler Besetzung eine grandiose Fassung von „Rock me Amadeus“ zum Besten gegeben, was darauf hoffen ließ, dass die Pachelbel-Sache eventuell glimpflich bis heiter ausgehen könnte. Und wie sie das tat, schaut selbst:

Die Jungs gehören offenbar zur Münchner Straßenmusik-Prominenz (und ich frage mich ja, warum ich die nicht schon viel früher für mich entdeckt habe), eine kurze Recherche bei Youtube fördert diverse Videos hervor. Zwei davon mag ich euch besonders an Herz legen.  Eine Version von Toxic, die das Original von Frau Spears um Längen toppt und beweist, dass die Herren weit mehr drauf haben als Hits der Neunziger mit dem Pachelbel-Schema zu unterlegen. Und dann noch eine recht amüsante bis wilde Interpretation von Get Lucky. Nehmt euch die paar Minuten, die lohnen sich!  Ach würden doch weit mehr solcher Bands durch die Lande ziehen, was könnte man Spaß haben…

Eine der angepriesenen CDs hat übrigens ihren Platz nun in einem meiner Regale gefunden. Völlig zu Recht, wie ein erstes Durchhören bestätigte.

Das neue Viertel

Rund drei Wochen lebe ich nun in „meinem“ neuen Stadtviertel, Schwanthalerhöhe. Vor meinen ersten Eindrücken aber zunächst ein paar harte Fakten. Zunächst müsst ihr euch zusätzlich an zwei weitere neue Bezeichnungen gewöhnen: „Westend“ (wird gerne gleichbedeutend statt „Schwanthalerhöhe“ verwendet) und „Theresienhöhe“ (das Gebiet im Osten von Schwanthalerhöhe, in dem ich neuerdings zu Hause bin). Diese drei Namen werde ich nämlich fortan bunt durcheinanderwürfeln.

Noch ein paar Fakten (die ich natürlich der Wikipedia entnommen habe, wobei ich euch die Lektüre des dortigen Artikels zum Stadtteil ans Herz legen mag): Schwanthalerhöhe ist kleiner als Laim, aber erheblich dichter besiedelt. Knapp 14000 Münchner kommen hier auf einen Quadratkilometer. Vermutlich liegt der Schnitt bei 10000, der lediglich vom gar grausligen Beton-Wohnblock gegenüber massiv erhöht wird (was jetzt allerdings herzlich wenig mit den Fakten zu tun hat sondern üble Unterstellungen meinerseits sind). Man ist Multikulti (1/3 der Bewohner sind Ausländer) und bevorzugt ganz klar rot/grün (die zusammen 75% der Wählerschaft hinter sich vereinen, zumindest auf kommunaler Ebene). Ich gestehe, dass allein der letzte Punkt genügt, um den Stadtteil mal grundsätzlich sympathisch zu finden.

Mir hat er allerdings auch schon gefallen, ehe ich um seine politische Orientierung wusste. Und das hat gänzlich andere Gründe. Einer der Wichtigsten dürfte sein, dass ich hier nun in einem sehr innerstädtischen Stadtviertel lebe, das entsprechend lange gewachsen und bunt durchmischt ist. War Laim noch ein reines Wohnviertel, merkt man dem Westend an, dass es weder am Reißbrett konzipiert, noch innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurde (wenn man mal vom ehemaligen Messegeländer absieht, auf dem vor ein paar Jahren ein großes Wohnviertel entstanden ist, bei dem mir bis jetzt noch nicht klar ist, ob ich es interessant oder schrecklich finden soll). Hier mischen sich Wohnungen, Geschäfte (gerne auch die der eher abstrusen Art), Bürogemeinschaften, Ateliers und Kneipen zu einem kunterbunten Sammelsurium. Nun gab es einiges davon in Laim natürlich auch, allerdings ballte sich dort alles relativ zentral rund um die Fürstenrieder Straße (und in Richtung Pasing). So etwas funktioniert durchaus, hat aber keinen Charme. Das Westend hat diesen.

Uninspiriertes Laufen

Rund drei Wochen lang habe ich mich jetzt davor gedrückt, von der neuen Bleibe aus das erste Mal rennen zu gehen. Zuerst war die Kisten-Schlepperei und Auspackerei ja Sport genug, wichtiger obendrein. Dann war ich ne Woche unterwegs, danach das Wetter nicht so dolle und danach ist mir sicher auch irgend eine mehr oder minder originelle Ausrede eingefallen, warum ich den ersten Lauf noch weiter verzögern sollte. Bin ja bekannter Weise ganz gut in sowas.

Heute nun war endlich Schluss mit lustig, oder anders: ich hab den Hintern endlich mal wieder hoch und die Füße in die Sportschuhe bekommen. Wenigstens ein Bisschen. Allerdings zunächst eher harmlos, mal die Feld, Wald und Wiesen-Lösung ausprobieren, zu der der Bewohner der Theresienhöhe greift, wenn er keine Lust hat, sich ne anständige Laufstrecke zu suchen (beispielsweise im Westpark). Dann rennt er nämlich kurzerhand [n] Runden um die Theresienwiese. Sommers wie Winters. Geht quasi immer, zumal der Rundweg um die Wiesn beleuchtet ist und im Winter geräumt wird. Und Hügel gibt’s da auch keine, zumindest keine nennenswerten.

Nun hab ich’s ausprobiert. Funktioniert. Der Romantik-Faktor der Strecke hält sich zwar wahrlich in Grenzen (momentan kann man sich immerhin über lustig gewandete Frühlingsfest-Besucher amüsieren), allerdings hat sie einen immensen Charme: Ich sollte da immer rennen gehen, wenn ich keine Ahnung habe, wie motiviert ich eigentlich bin. Denn grob alle zweieinhalb Kilometer aufhören zu können und fast daheim zu sein, das ist schon schwer attraktiv. Im Westpark war das komplizierter; wenn mir da nach, sagen wir mal,  7 Kilometern aufgefallen ist, dass ich eigentlich keine Lust mehr habe, oder irgend einem Körperteil eingefallen ist, es könne ja mal damit beginnen zu schmerzen, dann musste der Rückweg halt dennoch noch irgendwie durchgestanden werden. Das wird in Zukunft einfacher.

Allerdings wird der Westpark dennoch mein bevorzugtes Laufrevier bleiben – bis dahin ist es nämlich auch nur unwesentlich weiter, als es von der Wohnung in Laim war. Nur der Eingang in den Park wird ein anderer als bisher. Nicht, dass ich mich zu sehr umstellen muss…

Happy

Nebenstehendes habe ich gestern bei einem Spaziergang am Rande des Westparks entdeckt. Hat mich spontan an eine Simpsons-Folge erinnert, in der Lisa auf Psychopharmaka gesetzt wird. Ich interpretiere das jetzt einfach mal so, dass der Urheber des Werkes uns zu häufigerem Lächeln anhalten will. Ich tat’s…