Da es ja nur darum ging, meine LWS abzubilden, durfte mein Kopf wenigstens ein Stück außerhalb der Röhre bleiben – allerdings nur ein kleines, so dass ich letztlich um mich herum nur das Gerät gesehen habe aber eben nicht kopfüber reingefahren wurde. Augen zu und durch, war die Devise.
„Ohren zu“ wäre allerdings besser gewesen, diese Dinger verbreiten einen ganz schönen Lärm. Würde ich auf Techno stehen, hätte ich die Geräuschkulisse vermutlich höchst anregend gefunden, denn die einzelnen Messsequenzen waren mit höchst unterschiedlichen rhythmischen Brumm- und Stampfgeräuschen verbunden. Komisch, aber irgendwie auch ein Bisschen spannend.
Nötig wurde die ganze Sache, da auf den letzten Röntgenbildern nicht deutlich wurde, wie stark mein Bechterew meine Knochen nun eigentlich in Mitleidenschaft gezogen hat. Außerdem war es wichtig zu erfahren, wo eigentlich die ganzen Entzündungen verortet sind, die die drastischen Blutwerte ergeben haben.
Ich nehme mal das Ergebnis vorweg und zitiere den Befund des Radiologen:
„Es zeigen sich Knochenmarko?deme bzw. eine versta?rkte Kontrastmittelaufnahme im Sinne einer entzu?ndlichen Aktivita?t an praktisch allen Vorder- und Hinterkanten der Wirbelko?rper im Untersuchungsbereich. Daru?berhinaus findet sich eine sog. Andersson-La?sion an der Bodenplatte von BWK 9. Eine versta?rkte Kontrastmittelaufnahme ist auch im Bereich der Kostovertebral- und Kostotransversalgelenke der Wirbelko?rper BWK 10-12 nachweisbar. Degenerative postentzu?ndliche Vera?nderungen sind vor allem in den Facettengelenken LWK 3-5 nachweisbar. Die mitabgebildeten Ileosakralgelenke sind in den kaudalen Anteilen beidseits kno?chern vo?llig durchbaut als Hinweis auf abgelaufene entzu?ndliche Vera?nderungen.“
Oder, prägnant verständlich zusammengefasst:
Typischer Befund eines M. Bechterew mit entzu?ndlicher Aktivita?t an multiplen Wirbelko?rpern sowie im Bereich der Abga?nge der kaudalen Rippen. Postentzu?ndliche Vera?nderungen der Iliosakralgelenke.“
Irgendwie Amüsant: Die erste Frage, die mir der Radiologe gestellt hat war „Bechterew ist bekannt“? Mal angenommen, das wäre mir nicht bekannt gewesen, dann wäre das nun auch nicht unbedingt die schonende Variante gewesen, mir das zu eröffnen. Aber gut, die Aussage kam ja jetzt nicht so überraschend – schon eher mit welcher Eindeutigkeit er das feststellen konnte. Wenn ich mir überlege, wie schwer seinerzeit die ursprüngliche Diagnose zu bekommen war. Aber das ist ja auch schon fast 15 Jahre her.Letztlich haben wir jetzt also den Beweis in Bildern, dass Ibuprofen -in welchen Dosierungen auch immer- nunmal nicht hilft. Womit der Wer zu einer Behandlung mit Enbrel dann wohl geebnet wäre beziehungsweise die Behandlung eben problemlos verargumentiert werden kann. Ich bin gespannt, was meine Rheumatologin morgen dazu sagt.
Morgen wird dann auch der „große Tag“ – ich werde meine erste Injektion bekommen (oder sie -unter Anleitung- selber vornehmen). Seit dem frühen Abend liegen vier dieser spannend aussehenden „Pens“ in meinem Kühlschrank, die das Medikament enthalten. Ein Re-Import, um Kosten zu sparen. Was gleich mal 200 Euro „Ersparnis“ ausmacht. Dennoch kommt man natürlich erstmal ins Schlucken, wenn man etwas mehr als 1750 Euro in der Apotheke liegen lässt. Aber dort klärt man gerade für mich, ob die kommenden Rezepte (bei einer Spritze pro Woche kommt da einiges zusammen) nicht direkt mit der Krankenkasse abgerechnet werden können. Das würde die Sache etwas vereinfachen.Die Lektüre der Packungsbeilage allerdings hinterlässt einen gewissen schalen Beigeschmack. Zu den möglichen Nebenwirkungen heißt es da:
„Ha?ufig (kann bis zu 1 von 10 Anwendern betreffen): Allergische Reaktionen, Fieber, Juckreiz, gegen normales Gewebe gerichtete Antiko?rper.
Gelegentlich (kann bis zu 1 von 100 Anwendern betreffen): Schwerwiegende Infektionen (einschließlich Lungenentzu?ndung, Wundrose, Gelenk- infektionen, Blutinfektion und Infektionen an unterschiedlichen Stellen), verminderte Anzahl der Blutpla?ttchen, Hautkrebs (ausgenommen Melanome), lokal begrenzte Hautschwellung (Angioo?dem), Nesselsucht, Augenentzu?ndung, Psoriasis, Haut- ausschlag, Entzu?ndung oder Vernarbung der Lunge, Entzu?ndung der Blutgefa?ße mit Auswirkung auf mehrere Organe.“
Ich finde es ja höchst spannend, dass man bei einem Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit von „gelegentlich“ spricht. Aber letztlich ist es dieses Risiko wohl wert, zumal man die möglichen Folgen ganz gut überwachen kann. Ich sollte in Zukunft einmal im Jahr zum Hautarzt und meine Blutwerte dürften wohl auch mehr als einmal im Jahr überwacht werden. Jetzt am Anfang vermutlich sogar recht häufig.
Mal sehen, wie sich das alles anlässt…
2 comments for “Haufenweise Entzündungen”