Wieviel ein paar Kilometer seitliche Bewegung Richtung Osten doch alles ausmachen können…
Natürlich kenne ich als Stuttgarter die Jahreszeit „Winter“. Wenn dort Ende Oktober -völlig überraschend und wie immer kaum zu erwarten- die erstenSchneeflocke fällt, erliegt der gemeine schwäbische Autofahrer mit schöner Regelmäßigkeit dem Glauben, selbige würde ihn gewiss heimtückisch anfallen, ihn und (vermutlich vor allem) das verehrte Vehikel hinterrücks gen Graben schubsen und mit dem sofortigen Tod bedrohen. Diese Annahme verleitet ihn dann dazu, seine Geschwindigkeit umgehend tendenziell auf Null zu senken, um dem diesem Schicksal zu entgehen. Sicherheitshalber wird dieses Verhalten dann für die kommenden drei Monate beibehalten, man weiß ja nie. Da spielt es auch keine Rolle, dass die zuständigen Stellen die Straßen meistens binnen kürzester Zeit mit einer Salzschicht bedecken, die ohne Weiteres dazu ausreichen würde, ein ordentliches Stück zu Rind umdeklarierten Pferdefleisches -an die Stoßstange gebunden und hinter dem Wagen hergeschleift- in null komma nix zu pökeln.
All denen, die die paar Millimeter Schnee in den Panikmodus versetzen möchte ich empfehlen: Meidet München! Denn -und dies hat mich ernsthaft überrascht- der Winter dort ist mit dem des Stuttgarter Talkessels nicht zu vergleichen. Wenn man davon absieht, dass die Benennung die Gleiche ist. Seit Anfang Januar liegt in der bayrischen Hauptstadt Schnee. Empfunden durchgehend (was nicht stimmt, aber kaum war er mal weggetaut, wurde prompt nachgelegt). In Mengen, die mir bis dato unbekannt waren. Sicher nichts, was einen gestandenen Allgäuer oder gar einen Bewohner Schweizer Almen hinter dem Ofen vorlocken würde, aber aus dem Blickwinkel eines Neckartälers sind es Unmengen. Exemplarisch sei auf das Bild unten verwiesen, dass das Zwischenergebnis meines Versuches zeigt, mein drei Wochen unbewegtes Auto freizuschaufeln.
Ich find’s toll! Weiß bedeckte Flächen allenthalben. Die Theresienwiese? Wird von einigen Unerschrockenen zum Langlaufen genutzt. Die paar Hügel, die München aufzuweisen hat, werden umgehend zu Rodelbahnen. Und wenn dann noch das Wetter stimmt, dann verleitet das zu sehr schönen Spaziergängen durch die verschneite Großstadt. Gut, ich hätte nichts dagegen, wenn die Temperaturen demnächst wieder auf etwa 20 Grad steigen würden, andererseits ist mir hartnäckiger Schnee allemal lieber, als die in aller Regel nach drei Tagen zur grauen Pampe mutierte Wasser-Eis-Emulsion, die ich aus Stuttgart gewöhnt bin. Zumal der Münchner offenbar ganz hervorragend mit dem Schnee klarkommt. Die Räumdienste funktionieren hervorragend, selbst die Bürgersteige und Radwege werden mit schöner Regelmäßigkeit freigeräumt. Der Verkehr kommt nicht zum erliegen, die öffentlichen Verkehrsmittel haben auch nicht mehr Verspätung oder Ausfälle zu verzeichnen als normalerweise. Zumindest meistens.
Wenn also jemand meiner Württembergischen Freunde und Anverwandten Lust auf ne Rodelpartie hat: Kommt vorbei. Und wenn ihr von diesem weißen Zeug noch mehr sehen wollt, dann setzen wir uns ins Auto und fahren ein paar Kilometer Richtung Berge…